Zwischen Natur und Industriekultur liegt an der Stadtgrenze zwischen Recklinghausen und Castrop-Rauxel ein Ort mit einer großen Portion Leidenschaft: die „Pröve Ranch“.
Was auf den ersten Blick wie ein gepflegtes Privatgrundstück wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als lebendige Erinnerungsstätte an den Steinkohlebergbau – entstanden aus der Vision eines Mannes und getragen von einer aktiven Gemeinschaft. Dieter Pröve ist Leiter des Arbeitskreises Recklinghausen im Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e. V. Der 84- Jährige ist auch derjenige, der fast alles selbst aufgebaut hat. Vor 45 Jahren erwarb er das Grundstück – zunächst gepachtet, später gekauft. Rund 20.000 Quadratmeter umfasst die sogenannte „Pröve Ranch“, inklusive zweier Hallen, mehrerer Streckenabschnitte und Räumen voller Devotionalien rund um den Bergbau.
Heute atmet das Gelände Geschichte – Bergbaugeschichte. Der Kreis zählt rund 70 Mitglieder, etwa 25 aktive – Männer wie Michael Mayer (64) oder Gerhard Burchardt (83), die sich mit Herzblut engagieren. Die meisten Mitglieder kommen selbst aus dem Bergbau. „Mein Lieblingsanzug waren immer die Arbeitsklamotten“, sagt Mayer. Doch auch der Bergmannskittel, die traditionelle Ausgehuniform, gehört zum Bild dazu. Der Geschichtskreis hat seine Wurzeln im Bergbau, ist heute aber offen für alle Interessierten.
Exponate und Projekte mit Weitblick
Besonders stolz ist die Gruppe auf ihre ausgestellten Großexponate entlang der Königs-Ludwig-Trasse von Castrop Rauxel bis nach Recklinghausen-Süd: eine Diesellok mit Wagen, eine Kippanlage, ein hydraulischer Grubenausbau und eine alte E-Lok lassen den Gütertransport vergangener Jahrzehnte greifbar werden. Ein Highlight: die 45 Meter lange „Zechenmauer“ mit künstlerischem Graffiti rund um den Bergbau. Ein weiteres Herzstück ist die neu gestaltete Brücke an der Trasse. Dort zeigen 46 großformatige Fotos, wie die Kohle einst aus den Schächten an die Oberfläche kam. „Etwas Schönes schaffen, das für alle gültig ist“, beschreibt Pröve das Ziel – mit Erfolg: Die Werke blieben bisher unbeschmiert, ein Zeichen der Wertschätzung.
Ein Ort für alle
Gegründet hat sich der Geschichtskreis im Jahr 2000, 2005 veröffentlichte er ein Buch – über die Geschichte der Zeche König Ludwig, mit Fakten und Anekdoten. Heute ist die Pröve Ranch mehr als ein Museum: ein Treffpunkt für alle, die den Geist des Ruhrgebiets lebendig halten wollen. Ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß – Besucher sind mit einer kleinen Voranmeldung willkommen, die Sammlung zu besichtigen. Einmal im Jahr lädt der Geschichtskreis zum großen Bergfest ein, in diesem Jahr zum 25. Mal. 350 Gäste kamen zur „Offenen Tür“, um sich über Grubenausbau, alte Maschinen, Uniformen und den Alltag unter Tage zu informieren.
Der Verein ist zudem gut vernetzt, etwa mit dem Trainingsbergwerk Recklinghausen oder dem Bergbau- und Geschichtsverein Oer-Erkenschwick. Wer sich für Geschichte, Bergbau und echtes Engagement interessiert, findet hier einen Ort voller Geschichten – und Menschen, die sie erzählen.
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