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Mauern mit Geschichte
Stefan Prott

Mauern mit Geschichte

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Dr. Ramona Vauseweh

Stadttore und Quartiere in der Altstadt: Unsere Serie beginnt im Westen.

Fünf Bronzeplatten laden ein. Zum Weg durch die Recklinghäuser Altstadt und in die Stadtgeschichte zurück bis ins Mittelalter, zum Schauen und Verweilen im historischen Kern der Stadt. Jede der 380 mal 83 Zentimeter breiten Platten ist ins Pflaster einge­lassen und kennzeichnet den Standort eines der früheren Zugänge. Mit ihren Namen Steintor, Lohtor, Martinitor, Kunibertitor und Viehtor werden die ehemaligen fünf als Doppeltor-Anlagen erbauten Stadttore mit ihren Namen erneut präsent. Der Bau der Wallanlage mit ihren 17 Türmen und einer Stadtmauer von 1700 Metern Länge begann 1344. „Die alten Stadtmauern hatte Graf Eberhard von der Mark, als er die Stadt 1296 eroberte, schleifen lassen“, sagt Historiker Dr. Werner Koppe. Nachdem der kur­kölnische Erzbischof Recklinghausen zurück erobert hatte, musste eine neue Befestigungsanlage her. Von den fünf im Zuge des Neubaus errichteten Toren bildet das Steintor einen Eingang und Ausgang für die einzige durchgehende mittelalterliche Fernstraße. „Der durch das Steintor aus dem Rheinland kommende Handelsweg verlief über die heutigen Stein-, Heilige-Geist- und Münsterstraße und verließ die Stadt am Lohtor Richtung Münster bis zur Nordsee“, erklärt Dr. Werner Koppe. Die Stadt durch das Steintor Richtung Hochlar verlassen mussten Menschen mit ansteckenden Krankheiten und die zum Tode Verurteilte. Dort befanden sich das sogenannte Siechenhaus und die Hinrichtungsstätte.

Künstler: Clemes Woltes (Privatbesitz Klaus H. Sindern)
Künstler: Clemes Woltes (Privatbesitz Klaus H. Sindern)

Westquartier mit modernem Mix

Heute betritt man hier das sogenannte Westquartier. Ein bunter Mix aus zumeist inhabergeführten Geschäfte in der Steinstraße und den angrenzenden Gassen laden zum Stöbern und Shoppen ein. Gebäude aus der Gründerzeit so wie die denkmalgeschützte Gymnasialkirche, die Gastkirche und das Wulffsche Haus, ein elegantes spätbarockes Bürgerpalais aus dem Jahr 1780, unterstreichen das Altstadt­flair. Für Gemütlichkeit sorgen die zahlreichen kleinen Restaurants und Cafés, wie das Cafe Blond. „Unser Quartier bietet Raum für persönliche Gespräche und fachlich kompetente Beratung“, betont Kirsten Stranghöner, Sprecherin des Westquartieres. Im Rahmen der Aktion „Gute Stube“ laden seit zwei Jahren zusätzliche Tische und Stühle vor den Läden zum Verweilen ein. Historische Gebäude sind ebenso jenseits der Geschäftsstraßen erhalten: Einen besonders verschwiegenen Winkel bilden die Fachwerkhäuser an Brandstraße und im Paulsörter.

Namensherkunft unklar

Das Steintor wurde 1834 abgerissen. Am Haus an der Ecke Königswall/Hertener Straße erinnert ein Werk des 2011 verstorbenen Recklinghäuser Künstlers Harry Maria Eggert an das Bauwerk. Die neue Bronzeplatte in der Steinstraße repräsentiert Eckpunkte aus Recklinghausens Geschichte als Bildungsstadt. Hinsichtlich der Namensgebung gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Zum Beispiel könne er daran erinnern, dass dieser Weg bereits im Mittelalter gepflastert war. Das Projekt zur Wiederbelebung und Neuinterpretation der historischen Stadttore hat der Verein für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen e.V. in Kooperation mit der Stadt Recklinghausen umgesetzt. Die Aktion wurde mit Mitteln aus dem Verfügungsfonds für ein Aktives Stadtzentrum Recklinghausen Altstadt des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Haupt­sponsor ist die Sparkassenstiftung.

Info
Stadttore: Westquartier und Steintor

Verein für Orts- und Heimatkunde
Recklinghausen e. V.
Hohenzollernstraße 12 · 45659 Recklinghausen
02361 501902
info@geschichte-recklinghausen.de
geschichte-recklinghausen.de

Westquartier
Kirsten Stranghöner · SiKi Kinderladen
0151 10758799
kontakt@westquartier-re.de

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