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Lashes Lidschatten Leichenflecken
Fotos: Felix Kleymann

Lashes Lidschatten Leichenflecken

Lesedauer: ca. 1 Min. | Text: Karoline Jankowski

Friseur, Make-up-Artist, Kostümbildner, Regisseur und irgendwie auch Ingenieur. Der Dorstener Kami Zero entwirft Musikvideos bekannter deutscher Bands – eine davon aus dem Vest: Electric Callboy.

Der ausgebildete Friseur bastelt all das, was ein aussagekräftiges Musikvideo braucht – von Kostüm bis hin zum komplett geskripteten Konzept. Er weiß passgenau zu konstruieren und in dieser hochtourigen Branche die Messlatte der Reizimpulse hoch- zuhalten. Ob nun mit Topfschnitt-Perücken, langfingrigen Dämonen oder anmutigen Astronauten, Kami kennt keine Grenzen. Wieso auch? „Normal gibt es bei mir nicht. Wenn jemand eine nette Idee hat, müssen da meist noch drei Schippen drauf, damit die Schlagkraft visuell transportiert werden kann“, beschreibt er die Strategie seiner bildenden Kunst. Sein Portfolio, Leistungszertifikat seiner Kompetenz, so bunt wie Haupthaar und Lidschatten: Laufstegmodels, Dominas, die Castroper Band Electric Callboy, die Berliner Rap-Combo K.I.Z. Letztere – bekannt für grafische Provokationen in ihren Musikvideos – schüchterte Kami mit einer blutrünstigen Vampir-Fantasie für ein Video sogar ein. Die drei Männer, die Oliver Polak zu einem Adolf Hitler mit mayofleckigem Unterhemd gemacht haben. Schüchtern. Eine beispiellose Meisterleistung.

Werkstatt gesucht

Doch nicht nur Horror liegt im Schaffensspektrum des Freigeistes, erzählt er: „Mit ‚Hypa Hypa‘ begann Electric Callboys bunte, trashige Phase.“ Weg von Horror, stattdessen Vokuhila, Ballonseide und Schnurrbärte. „Da musste ich die Jungs erst mit roher Gewalt zu nötigen, aber letzten Endes überwog das Vertrauen.“ Mit den Jahren taucht sein Name in den Credits der Musikvideos deutscher Bands öfter auf als Cafe-del-Sol-Filialen im innerstädtischen Panorama. „Für moderne, glattkantige und cyberpunkige Objekte wie den ‚Tekkno Train‘ oder die ‚Spaceman‘-Helme von Electric Callboy drucke ich im 3D-Drucker Formen und gieße aus, was ich brauche. Sachen, wie das ‚Mindreader‘-Kleid benötigen Thermoplast und flüssigen Latex“, beschreibt er den Inhalt seiner Arbeit. Um nicht mehr in den eigenen vier Wänden nähen, kleben, gießen, bauen und mit Chemikalien jonglieren zu müssen, ist er mit seinen Cosplay-Konsortinnen gerade auf der Suche nach einem Raum in Dorsten, der als Schneiderei und Werkstatt dienen soll

 

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