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Großes Kino!
Leidenschaftlich, freundlich, zugewandt – und anspruchsvoll: Seit 2006 leitet Manfred Hof das Jugendsinfonieorchester der Stadt Recklinghausen. Foto: Marco Stepniak

Großes Kino!

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Stefan Prott

Schon kurios: Sie feiern ihren 40. Geburtstag, aber keines der Mitglieder ist älter als 28 Jahre. Zum Jubiläum des Jugendsinfonieorchesters Recklinghausen haben wir die Probe des 40-köpfigen Ensembles besucht – und uns live vom Breitbandsound begeistern lassen.

Montagabend, 17:30 Uhr, im Depot an der Castroper Straße. Rund 25 junge Leute sind gekommen. Die Streicher stimmen sich ein, die Flötistinnen sortieren Noten, der Kontrabass (stilecht im „Wacken“- Shirt) übt noch seinen Part. Hinten spielen sich die Trompeten warm und ein junger Mann bearbeitet die Pauke. Hier ist was los! Es ist die wöchentliche Probe des Jugendsinfonieorchesters der Stadt Recklinghausen. Das bedeutet: Pure Action für den Dirigenten Manfred „Manni“ Hof, der das Ensemble seit fast zwei Jahrzehnten leitet.

Freundlich, aufmerksam, zugewandt, immer hochkonzentriert führt der studierte Dirigent sein Ensemble durch ein straffes Programm. Keine Frage: Hier ist Zug drin – denn zwei Stunden Probezeit sind kostbar. Kein Stück wird durchgespielt, nur neue, schwierige oder unklare Passagen geprobt. „Noch Fragen? Sonst weiter in Takt 93“, ruft Manni. Den komplizierten Schluss von George Bizets „Farandole“ lässt er die jungen Musiker gleich zehn Mal hintereinander spielen, bevor er (einigermaßen!) zufrieden ist. Schließlich soll die Passage auch als Ton- und Bildaufnahme in den neuen Imagefilm des Jugendsinfonieorchesters eingebaut werden, für den parallel zur Probe gedreht wird.

23.06.2025
Recklinghausen
Jugendsinfonieorchester im Depot RE 
Proben 
foto: copyright  marco stepniak  -  
mobil  +49  171-2771906 ,  marco@stepniak-bild.de
Foto: Marco Stepniak

Aktuell gehören zum Orchester 20 Streicher, 10 Blechbläser, 10 Holzbläser und 4 Perkussionisten an Pauken und Schlagwerk. „Es könnten mehr sein“, wünscht sich Manfred Hof. Denn für das echte sinfonische Erlebnis ist es schon wichtig, dass die klassischen Orchesterpositionen alle gut besetzt sind. Deshalb wirbt der engagierte Dirigent bei jeder Gelegenheit für sein Ensemble. Die Hürden einzutreten sind gering: „Das Vorspielen haben wir abgeschafft, weil es schon einige abgeschreckt hat“, verrät Manfred Hof. Wer Interesse hat, ist eingeladen zu kommen – und dann spüren die jungen Musiker meist schnell selbst, ob sie sich den Anforderungen gewachsen fühlen.

Die meisten bleiben: Schlagzeuger Noa ist zwölf Jahre und seit ein paar Monaten dabei, Katharina Fabri ist 26 und seit mehr als einem Jahrzehnt im Ensemble. Seit Abschlusss des Studiums arbeitet sie als freie Musikerin. Dem JSO bleibt sie trotzdem treu, als Konzertmeisterin und Geigerin. Und die Koordination des JSO übernimmt auf einer halben Stelle die 21-jährige Flötistin Luisa Pohl, die an der Folkwang in Essen Musikpädagogik studiert. 

23.06.2025
Recklinghausen
Jugendsinfonieorchester im Depot RE 
Proben 
foto: copyright  marco stepniak  -  
mobil  +49  171-2771906 ,  marco@stepniak-bild.de
Foto: Marco Stepniak

Wie ernst nehmen die jungen Leute ihre Probe? „Sehr“, meint Katharina. Auch wenn in der Schule gerade Stress ist? „Ich brauche das hier eher zum Abschalten. Wenn am nächsten Tag eine Arbeit ansteht, komme ich extra hierher, um den Kopf frei zu kriegen“, berichtet Jonas, der später Trompete studieren möchte. Überhaupt, wenn die Mitglieder aus dem ganzen Vest eines verbindet: Für alle ist Musik eine Hauptsache in ihrem Leben. Manche sind familiär geprägt, hören privat Barock oder Romantik, manche sind lauter unterwegs wie Balbina Blicharski, die auch mit der ClubraumBand „Emergency Exit“ und dem Frauen-Trio „Bavilia“ auftritt.

Beim JSO schätzen alle „ein sehr gutes Klima, die tolle Atmosphäre“. Das liegt auch am Chef: „Manfred ist sich für keinen Spaß zu schade“, sagt Maria Mazur. Bald ist die Pause vorbei, weiter geht‘s mit Filmmusik aus „Forrest Gump“. Ich darf bleiben und erlebe aus nächster Nähe den Breitbandsound, der trotzdem Luft lässt für Details. Wie die kleine Triangel das ganze Orchester zum Glänzen bringt...großes Kino!

Info
Jugendsinfonieorchester - Konzerte

Kaffee- und Kuchenkonzert
6. Dezember, 16 Uhr, Eintritt frei
Benefizkonzert für die Tafel
7. Dezember, 11 Uhr
(beide im Ruhrfestspielhaus)

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