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Ein Stück Heimat
Foto: Marco Stepniak

Ein Stück Heimat

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Karoline Jankowski

Ein Wechselspiel aus Verwurzelung und Freiheit, Aufbruch und Verbundenheit. Wir suchten nach Heimat – und fanden sie in berührenden Begegnungen, lebendigen Orten und gelebten Traditionen.

Es gibt oft diesen einen Moment der Erkenntnis, wann war er bei Ihnen?

Josef: Oft. Das Schwierigste als Chef ist es, jemanden zu entlassen. Meine erste Kündigung war Ende der Achtziger – ein prägender Moment. Wenn da jemand sitzt und weint, möchten man den umarmen, aber sicher nicht kündigen. Linda macht das nicht gern, kann es aber. Das ist das gewisse Etwas, das sie zur Chefin macht. Zum Glück passiert das selten.

Als erste Frau an der Spitze eines familien­geführten Unternehmens – wie wurden Sie empfangen?

Linda: Unsere Branche ist sehr männlich geprägt. Man braucht verbale Schlagkraft und ein dickes Fell. Einige haben es sich mit Grenzüberschreitungen und sexistischen Bemerkungen mit uns verscherzt. Diese „Frauen gehören hinter den Herd“-Kommentare sind völlig inakzeptabel.

Was definiert Ihre Handschrift?

Linda: Ich habe viel im Marketing gemacht: Viele Etiketten unserer Mitbewerber verraten nichts über die Herkunft. Bei uns muss das anders sein – die Leute sollen wissen, dass wir die Familie Möller sind und aus der Region kommen.

Sind Sie besorgt, dass sich zu viel verändert?

Josef: Alles verändert sich unaufhaltsam. Wir leben nicht mehr in normalen Zeiten – Corona, Ukraine, Trump. Wir müssen unsere Prozesse anpassen, um weiterhin zu funktionieren. Linda: Es kommen unsichere wirtschaftliche Jahre. Der Dollar wird wichtiger, und jeder Cent, den der Euro verliert, kostet uns Tausende. Wegen der Strafzölle wurden viele China-Lieferungen gestoppt, und jetzt kaufen alle in Europa. Das betrifft uns, auch wenn wir regional einkaufen.

Regionalität ist ja in Ihrer Branche das Zauberwort.

Josef: Große Firmen werben mit Klima­ neutralität, aber das betrifft meist nur die Produktion, nicht das Produkt. Orangen kommen aus Brasilien per Tiefkühlschiff, fahren 800 km weiter und werden in Plastikflaschen gefüllt – das ist nicht klimaneutral. Was geht, beziehen wir aus der Region. Wir nehmen auch Äpfel von Privatleuten
im Direktaustausch gegen Saft, da kommen einige Tonnen im Jahr zusammen.

Wie verändert sich die Fruchtsaftbranche aktuell?

Josef: Viele der ursprünglichen Familien­ betriebe haben sich mit Mineralwassergruppen oder Brauereien zusammengeschlossen. Sie schrumpft also.
Linda: Dann ist da der Wandel im Konsum­ verhalten. Trend-Getränke wie Eistees, Soft- und Energydrinks erobern den Markt. Vor 20 Jahren lag der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Saft noch bei 46 Litern, heute sind es nur noch 26 Liter. Josef: Aktuell bestehen 70 Prozent der Branche aus den „Großen“, 30 Prozent sind noch familiengeführt, wie wir. Wir liegen im Ranking auf Platz 28 von etwa 300. Die Trend-Getränke von Shirin David, Capital Bra und Co. werden übrigens oft in Fruchtsaftbetrieben abgefüllt. Dort liegt die größte Expertise.

 

Info
moeller-obstsaefte.de Instagram: @ familienkeltereimoeller

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