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Ein Angebot für mehr Verständnis
Aynur Öztürk ist die Frauenbeauftragte in der Glück-Auf-Werkstatt und besucht gerne die Anlaufstelle von „B-Fair“ in Recklinghausen, um sich Unterstützung zu holen. Foto: André Chrost

Ein Angebot für mehr Verständnis

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Peter Hesse

Ein kompetentes Unterstützungsangebot bei der Organisation des Alltags ist gerade für Frauen mit Behinderung wichtig, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Die Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen hat das Projekt „B-Fair“ ins Leben gerufen, um die Identität von Frauen mit Handicaps zu stärken.

Aynur Öztürk stammt aus einer großen Familie in Recklinghausen, sie hat fünf Geschwister. Die 55-Jährige besucht die Anlaufstelle von „B-Fair“ in Recklinghausen, weil hier ein umfangreiches Programm angeboten wird. Sie kann an Workshops zum Thema Selbstbehauptung teilnehmen oder sich Rat holen, wie sie ihre Selbstständigkeit unterstützen kann.

„Für mich sind das sehr wertvolle Angebote“, sagt Aynur. Janet Orlando, die Projektleiterin von B-Fair ist, erklärt: „Menschen mit Beeinträchtigungen erfahren unsere Aufmerksamkeit und Unterstützung. Zu uns kann jeder Ratsuchende jeden Alters und jeder sozialen Herkunft kommen. Wir sind für Frauen aus dem gesamten Kreis Recklinghausen da. Sie finden hier Hilfe und den Raum, mit uns gemeinsam neue Lebensperspektiven zu entwickeln.“

„B-Fair“ wurde vor zwei Jahren als Modellprojekt vom Diakonischen Werk im Kirchenkreis Recklinghausen gegründet, weil Frauen mit Behinderungen bislang viel zu selten Beratungsangebote nutzen. „Ich kam mitten in der Corona-Pandemie dazu“, sagt Aynur Öztürk. Einmal in der Woche hat sie sich anfangs mit anderen Frauen in einem Online-Meeting getroffen und sich mit ihnen ausgetauscht: „Darüber habe ich viele Frauen kennengelernt – und das hat mir großen Spaß gemacht.“

Mittlerweile ist Öztürk Frauenbeauftragte in der Glück-Auf-Werkstatt in Herten-Bertlich: „Ich wollte unbedingt selbstständig sein und bin im ersten Schritt in eine Wohngruppe eingezogen. Dadurch stehe ich auf eigenen Füßen, denn dieser Weg hat mich total stark gemacht.“ Mittlerweile bewohnt Öztürk ein eigenes Apartment in dieser Wohngruppe und arbeitet tagsüber in der Glück-Auf-Werkstatt in Herten.

Hilfe zur Selbsthilfe

Janet Orlando erklärt: „Die Bedürfnisse und Wünsche, die Frauen mit Beeinträchtigungen haben, sind ja oftmals auch die gleichen, die auch nicht beeinträchtigte Menschen haben. Der Unterschied liegt bei den vielen Fragen, die es im Alltag gibt: Wo werde ich abgelehnt? Wo werde ich ernst genommen? Wie gehe ich damit um? Wie gehe ich mit der eigenen Behinderung um?“ Wenn man sich diese Fragen stellt, bekommt man ein ganz anderes Verständnis und eine ganz andere Empathiefähigkeit für die Frauen.

Der Vorteil von Frauenbeauftragten wie Aynur ist es, dass sie zwischen den Werkstatt-Mitarbeitenden und „B-Fair“ vermitteln kann. „So bekommen wir Problemfelder direkt aufgezeigt und können diese aktiv angehen“, sagt Janet Orlando. Denn einige Frauen sagen tatsächlich, sie haben mehr Vertrauen, sich erstmal jemandem anzuvertrauen, den sie besser kennen, wie Orlando bestätigt: „Das Tolle an Aynur ist, dass sie immer wieder Frauen ermutigt, zu uns zu kommen, um uns erstmal kennenzulernen. Das ist sehr wertvoll.“

Info Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen
Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen

Elper Weg 89
45657 Recklinghausen

www.diakonie-kreis-re.de

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