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Die letzte Bahn gehört uns
Vater Heinz (v.l.) und Sohn Tim Cordes halten die Bademeister-Tradition lebendig. Foto: Marco Stepniak

Die letzte Bahn gehört uns

Lesedauer: ca. 1 Min. | Text: Karoline Jankowski

In manchen Familien liegt das Handwerk in den Genen – bei den Cordes‘ ist es das Wasser. Seit Generationen prägt das kühle Nass ihre Berufswelt – und auch das Erbe, das von einer Generation zur nächsten fließt.

Dass Schwimmmeister oberkörperfrei und mit wehendem Haar zur Rettung eilen, ist nicht nur eine Utopie von David Hasselhoff. Auch in den 70ern wurde der Mann am Beckenrand gefeiert wie Freibier – und zwar mit derselben Authentizität. „Früher waren Freibäder der place to be, soziale Sammelpunkte. Ich hatte bei der Arbeit meine Freunde um mich. Sonne, Autorität und eine wichtige Aufgabe. Damit hab ich Geld verdient. Hab ich geliebt, is‘ doch klar“, freut sich Heinz Cordes, der mittlerweile im Ruhestand ist, über das Erlebte.

Auch ästhetisch entspricht er dem Kult des Berufs, in den auch Kumpel Ralf Moeller gern gewickelt wird: Breitgebaut, braungebrannt, Lieblingsaccessoire Hantelbank. Schon der Oppa war Badewärter. Die Wellenbewegung der Familiengeschichte setzte sich fort: Heinz, vom Leistungsschwimmer in die Handelsschule, dann Boje und Becken. Zwei Jahre später folgte Bruder Klaus, der die Meisterprüfung direkt mitnahm und Badleiter wurde. Und auch Sohnemann Tim, der unverkennbar Heinz' Gene geerbt hat, hält die chlorgetränkte Blutlinie aufrecht und sorgt heute als kerniger Aquaman für Sauberkeit und Sicherheit in den hiesigen Schwimmhallen.

Dabei hat sich der Beruf gewandelt: mehr Technik, Vorschriften und digitale Prozesse. Tim hat das von Anfang an miterlebt – für ihn ist es normal, sich immer wieder anzupassen. „Klar, die Zeiten ändern sich, aber das Wasser bleibt“, sagt er und grinst. „Und mal ehrlich: Draußen sein, fit bleiben, Leuten eine schöne Zeit machen – besser als Büro, oder?“

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