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Alte Wände, neue Wege
Foto: Marco Stepniak

Alte Wände, neue Wege

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: _Redaktion _RDN

Manchmal braucht es nicht mehr als eine Idee, ein Herz, durch das echtes Ruhrgebietsblut fließt, und ein Team von Menschen, das gerne anpackt. All das vereint der Verein Blumenthal 7 e.V.

Die Sonne scheint mit voller Energie auf das Gelände hausen. Der rostige Förderturm ragt dem Himmel entgegen, darunter die alten Gebäude der vollständig erhaltenen Schachtanlage. Noch vor wenigen Jahren war das hier ein Lost Place. Heute klappern LKW über den Hof, Stimmen sind zu hören – Leben zieht wieder ein. Drei Männer begrüßen uns am Eingang: Stephan Widera, Damian Schumachers und Christian Keßen. Sie gehören zum Kernteam des Vereins, der sich vor neun Jahren gründete. Ihre Mission: die ehemalige Zeche in einen sogenannten „dritten Ort“ zu verwandeln – einen offenen Raum für Begegnung, Austausch und Kreativität. Auf 24.000 Quadratmetern.

Be excellent to each other

Die Idee von Blumenthal 7 entstand schon 2013. Stephan und zwei Kollegen wollten Jahre zuvor ursprünglich die Zeche Schlägel & Eisen in Herten retten. Als Trost bot man ihnen das Gelände der Zeche General Blumenthal an. Der Weg war nicht immer einfach. Strikte Amtsvorgaben stellten das Team im Jahr 2017 vor Herausforderungen. Auch die Corona-Zeit verzögerte die Bauarbeiten, aber das Team hielt durch. Wir starten im Maschinenraum. Hier ist es kühl, es riecht angenehm modrig. Stephan spricht begeistert über das Projekt. Die Idee stammt von ihm, doch Hierarchien gibt es hier nicht. Ihr Motto lautet: „Be excellent to each other“. Wo damals Lohnbüro und Beamtenbäder waren, sollen in Zukunft Seminarräume und Co-Working-Spaces entstehen. Noch müssen Decken und Böden erneuert, Fenster getauscht und Leitungen verlegt werden – viel Arbeit für ein Team von 30 aktiven Mitarbeitern. Das soll aber trotzdem alles dieses Jahr passieren. Eine Menge Arbeit liegt bereits hinter ihnen: Altlasten und Schutt sind in den letzten Jahren abtransportiert worden. Jetzt kann es mit der Sanierung der Räume richtig losgehen. In Bauabschnitt 1 steht ein nicht zu übersehendes Kunstprojekt aus 800 Mate-Flaschen, das während „Recklinghausen leuchtet“ strahlte. „Da hatte jemand einfach eine Idee – und wir sagen dann: Mach mal.“ So läuft es hier. Alte Bergmanns-Kluften hängen an Haken, historische Schilder erzählen Geschichten aus längst vergangener Zeit. In der alten Weißkaue ist eine offene Werkstatt entstanden – mit Holz-, Metall- und Elektronikbereich – die soll später zur offenen Bürgerwerkstatt werden. „Ich habe hier schweißen gelernt“, sagt Damian. Einer bringt dem anderen was bei. Samstags wird gemeinsam gewerkelt – und auch gegrillt. Langfristig soll Blumenthal 7 ein lebendiger Ort für Gruppen und Projekte sein. Der Treff des Chaos Computer Clubs und ein Amateurfunkverein haben sich bereits angesiedelt. Genauso wie ein Skulpturengarten und diverse Lichtkünstler. Die alte Schwarzkaue soll künftig als Mehrzweckhalle, zum Beispiel für Events, genutzt werden, die Jugendkaue als Vereins-Lounge. Draußen ist genug Platz für Outdoor-Aktivitäten, erzählen die Drei. Neben Kohlen- staub hängen vor allem Herzlichkeit, Engagement und Leidenschaft in der Luft. Es geht um mehr als alte Bergbaukultur und eine moderne Idee. Es geht um Menschlichkeit. Die spürt man an jeder Ecke.

Info
blumenthal7.de

Beckbruchweg, 45659
Recklinghausen

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